Am Zusammenfluss von Östlicher und Westlicher Günz liegt Lauben (Unterallgäu).
Hier findet eine besondere Festlichkeit statt, die es gilt zu besuchen - das Bachkuchafescht!
„Das Bachkuchafescht“ findet jedes Jahr im Juli auf dem Dorfplatz in Lauben statt, der dazu schön hergerichtet wird: Bierbankgarnituren, Verkaufsstände, Weinlaube, Bar und vieles mehr. Über dem ganzen Dorplatz hängt ein Tarnnetz, das besonders romantisch wirkt und auch zur Beschattung dient. Organisiert wird alles von dem Förderverein Laub´ner Blasmusik und Volksmusik e.V, der zu diesem Fest herzlich Alt und Jung einlädt.
Das Bachkuchafescht, bei dem die Bachkucha und die gebackenen Spezialitäten daraus im Mittelpunkt stehen, wird alljährlich mit der Laub´ner Blasmusik „eingeläutet“. Es wird fröhlich gegessen und getrunken. Gemütlich geht es bereits beim Frühschoppen zu, bei dem in jedem Jahr eine Blasmusik aus der Nachbarschaft für gute Stimmung und Unterhaltung sorgt. Das Fest zieht Besucher von überall an, denn es gibt neben der Unterhaltung und dem gemütlichen Beisammensein auch traditionelles Essen wie z.B. Zwiebelweiha, die in der Bachkucha gebacken werden. Verhungern muss keiner, denn es gibt auch Deftiges wie z.B. Braten, Schnitzel, Schupfnudeln, Kässpätzle, Hochzeitssuppe, Salat, Pommes und natürlich von den Laub´ner Dorfbewohnern selbst gebackenen Kuchen.
Spezialitätenverkauf Drinnen und Draußen |
Eine Bachkucha (Backküche) ist ein kleines, steinernes Häuschen mit dickem Kamin, in dem sich ein großer, gewölbter Steinofen zum Brotbacken befindet. Im Jahre 1718 hatten 52 von 74 Wohnhäusern in Lauben eine solch frei stehende Bachkucha in ihren Gärten. Heute gibt es nur noch eine einzige auf dem Anwesen "Scholiaba". Im Frühling 1988 sollte das Anwesen einschließlich der Bachkucha abgerissen werden, was jedoch von Helmut Sommer aus Lauben (damaliger Vorstand der Laub´ner Blasmusik) verhindert wurde. Er wollte nämlich noch einmal genau wie früher nach alter Tradition in diesem Häuschen Brot backen. Dies war zunächst sehr mühsam und wollte nicht gelingen. Nach einem Erfolgserlebnis ist daraus dann die Idee für das Bachkuchafescht entstanden. Seitdem wird jedes Jahr traditionell ein Brot nach früheren Vorgaben in der Bachkucha beim "Scholiaba" gebacken.
Die "alte Bachkucha" |
In den ersten Jahren wurde mit ca. 300 Gästen in "Scholiabas" Garten gefeiert. Da von Jahr zu Jahr immer mehr Leute kamen, musste das Fest auf den Dorfplatz verlegt werden, der eigens dafür verschönert wurde. Dort findet es seit 1997 unter den Kastanien beim ehemaligen "Ondra Wiat" statt. Da dort jedoch keine Bachkucha vorhanden war, musste zunächst eine neue Bachkucha gebaut werden.
Bachofa en dr nuia Bachkucha - Backofen in der neuen Backküche |
Um dies so orginalgetreu wie möglich zu machen, wurde sie aus alten Materialien gebaut: Die Ziegelsteine stammen aus einem alten Abbruchhaus, das Dachgebälk wurde aus alten handgehauenen Balken gefertigt und der aus Kalk bestehende Außenputz wurde nach altem Muster nachgeahmt. Trotz der neuen Bachkucha wird alljährlich auch noch in dem alten Backhäuschen mitten im Ort beim "Scholiaba" zum Fest Brot gebacken.
Früher war das Brotbacken auf dem Bauernhof ein großes Ereignis, da es das Grundnahrungsmittel darstellte und bei keiner Mahlzeit fehlen durfte. Es war damals ein sehr mühsamer und langer Prozess: Das Getreide musste ausgesät werden, heranwachsen, geerntet und gedroschen werden und letztendlich musste das gemahlene Getreide zu Brot gebacken werden. Früher galt es als Sünde, von dem kostbaren Brot etwas verkommen zu lassen oder gar wegzuwerfen.
Das Brotbacken oblag früher der Bäuerin. Gebacken wurde in der Regel alle vier Wochen und zwar mit selbst gezogenem Sauerteig statt Backhefe und aus reinem Roggenmehl: Das Mehl wurde am Abend zuvor in den hölzernen Knettrog geschüttet, mit Wasser und Salz ein kleines Teigbett darin angerührt und mit dem sogenannten "Urhalm" gesäuert. Dieses Urhalm war ein Teigrest vom letzten Backen, ein Sauerteig also, der zusammen mit etwas Bier- oder Presshefe als Treibmittel diente. Der Knettrog mit dem gesäuerten Teigbett blieb über Nacht in der warmen Stube stehen. Am folgenden Morgen wurde der Backofen angeheizt. Hierzu verwendete man lange, eigens für diesen Zweck bestimmte Brotbachscheiter aus Tannenholz. Dann knetete die Bäuerin ihren Teig, formte auf einer runden Holzschaufel den Teig zu Laiben und schob sie in die Bachkucha. Jeder Backtag brachte noch eine Besonderheit hervor: die "Weihen". Das waren runde fladenähnliche Brote aus Teigreisten, die in der Nachthitze des Ofens gebacken wurden. Man belegte sie mit Schnittlauch, Schnattern oder Zwiebeln.
Frische Fladen direkt aus dem Backofen |
Aus den oben genannten Zutaten wird beim Bachkuchafescht traditionell gebacken. Jedoch wird der Teig mittlerweile nicht mehr wie anfangs von Hand zubereitet, da dies bei den benötigten Mengen eine körperlich sehr anstrengende und langwierige Arbeit wäre.
Wetter: Zunächst bewölkt, dann aber sonnig und Wind aus Südwest mit ca. 17 km/h
Temperatur: 16 - 20 °C
Streckenlänge: 62 km
Steigungen: 275 Hm
Fahrzeit: 1:48 h
Fazit: Eine wirkliche Entdeckungsreise strebt nicht nach neuen Land, sondern danach, Dinge mit neuen Augen zu sehen.